Intelligenz kommt weder von Intel noch von Microsoft, Google oder OpenAI. Viele Menschen scheinen das derzeit gern zu vergessen, aus welcher Motivation heraus auch immer. Es wird beispielsweise sehr viel über das Sprachmodell GPT der Firma OpenAI gesprochen. Ein Teil der Debatten kehrt sich dann immer wieder in seltsame, bisweilen esoterische Richtungen: Es wird der Stand des Machbaren mit dem Denkbaren verwechselt. Da wir weder auf dem Wüstenplaneten zu Zeiten des Mua’dib leben, als die Menschheit nach Beschluss die «denkenden» Maschinen zum Teufel gejagt und den Adel sowie die Religion wieder eingeführt haben, noch im heutigen Los Angeles, in dem kein Blade Runner zur Tyrell Corporation fliegt, um an zweifelhaften Subjekten den Voight-Kampff-Test durchführt, gilt das, was jetzt noch Schwerkraft ist: Maschinen haben weder Bewusstsein, Verstand noch Intelligenz.
Man sollte noch einmal neu beginnen und andere Bezeichnungen für neuronale Netze finden. Aber da geht es schon los: Echte Neuronale Netze gibt es in unseren Schädeln, nicht aber in Maschinen. Programmierer bedienen sich für ihre Grenztechnologien gern bei einer anthropomorphen Metaphorik, um in der Werbung für ihre Produkte die alten Mythen von Golem und Co. zu aktualisieren. Die kommen ihnen naturgemäß nicht zu. Leider sind Technokraten nicht an Aufklärung, sondern eher an Dominanz interessiert. Fakt ist jedenfalls: Die Vokabeln rund um KI sind zu belastet, als dass sie im industriellen, aber auch kulturellen Diskurs verwendet werden sollten.
Ein Negativbeispiel: Ann-Kathrin Nezik raunt in ihrem Dossier (Paywall) in der ZEIT, Ausgabe 3/2023, mit erschreckender Naivität zum x-ten Mal das daher, was sowohl Programmierer als auch eher rational denkende Beobachter des Diskurses längst verabschiedet haben: ein maschinelles Bewusstsein. Da wir Menschen zudem ja nicht einmal wissen, ob die Seele nicht ein genauso unhaltbares Konstrukt unserer Einbildungskraft ist wie Gott und Co., schmerzen solche Texte. Im vergangenen Sommer habe ich nach dem Selbst im Rechner geschaut, denn selbstlernende Systeme wären ja perfekte Autodidakten. Und um diese ging es in einem Symposium der Kunsthalle Chemnitz, das die Kollegin Sabine Maria Schmidt kuratierte, bei der ich mich ganz herzlich für die Gelegenheit bedanken möchte, dass ich mich ein wenig mehr mit der Metaphorik avancierter Algorithmik auseinandersetzen konnte.
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