EM, EU, Wahl und Wettbewerb

Dieses Turnier kommt zur richtigen Zeit. Es stecken einem die Wahlergebnisse aus der Woche davor in den Knochen. An Prozenten 16 gewann die AgD. Das ist eine Menge, und in der Verteilung auf die Bundesländer wundert es niemanden, dass gerade unsere östlichen Federal fellows einmal mehr gezeigt haben, an welcher Stelle ihr politisches Herz schlägt. Doswidanja. Und es ist bedauerlich, dass dort Andersdenkende sich noch bedrohter fühlen müssen. Einer braunen Mitte, deren Wahlmotivation mittlerweile völlig unerheblich ist, sei’s gedankt. Wir werden es erleben. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass die Übergriffe auf Menschen anderer Hautfarbe zunehmen werden.

Was sind das für Menschen? Man kann sagen, ganz normale, was immer das ist: normal. Denn leider erlebt man derzeit, wie viel mehr wankt, als nur hervortritt. Nur ein Beispiel aus der Nachbarschaft (nicht unbedingt räumlich zu verstehen): Es ist eine schiefe Lage, wenn Höchstgebildete aus Parteien mit Regierungsbeteiligung austreten, weil sie eine falsche Vorstellung bzw. durch irgendwelche Filter verfälschte Informationen zum Gebäudeenergiegesetz als Argument benutzen, kundtun zu müssen, warum eben diese Regierung so übel sei. Das Gesetz aber stammt aus 2020 und demgemäß aus der Groko, was schon einmal ein zu berücksichtigendes Faktum darstellt, auf das nicht näher eingegangen wird. Wenn also die emotionalisierende Masche greift und das dauerhafte doomgescrollte Tresenabsondern von Murks und Parolen in den Speibecken sogenannter sozialer Medien einen rationalen, rationalisierten und rationalisierenden Diskurs und damit auch eine Basis für Akzeptanz verhindern und untergraben, nett co-choreografiert mit einer wettgeifernden Kohorte von konsensunwilligen Regierern, na, dann braucht man sich wirklich nicht zu wundern, dass einem die Demokraten abhandenkommen. Das alles ist nicht zu rechtfertigen, zu rechtfertigen ist aber auch nicht, sich selbst zum unmündigen Stimmvieh zu degradieren. Doch das geschieht leider.

Totalitäre Autokratien: Für die kann man sich entscheiden, entweder, wenn man habgierig durch sie profitiert und seine Vorstellungen vom Auenland in HO im Hobbykeller mit Fleischmann oder Märklin mit dem Geld der Potentaten auf der Modelleisenbahntrasse im Kreis fahren lässt. Oder man sieht sich dem zwingenden Mehrheitsdruck ausgesetzt, wie es jetzt schon im Osten Deutschlands oft der Fall ist. Dank all’ den Aufrechten, die sich dem Wahnsinn entgegenstellen. Andere motivierende Gründe sind nicht auszuschließen. Gegen Habgier hilft nicht viel. Gegen Unterwürfigkeitszwänge gibt es eine Menge. Das sollten wir hierzulande schon wissen. Weiße Rose und so. Aber da stellen sich ja genau die Falschen auf die Bühnen und stilisieren sich zu Opfern. Wunderbare Strategie. Und wer fällt darauf herein? Nun, wenn man sich keine Zeit zum Nachdenken nimmt, braucht man sich nicht zu wundern. Meloni spielt gerade den Friedensengel, und man meint zu sehen, dass die Kreideränder um ihren Mund immer größer werden. Mahlzeit. Strategien durchschauen: Das sollte jeder lernen. Doch leider lässt sich gerade beobachten, wie der Diskurs von vielen Seiten in die falsche Richtung kippt. Die Balance zwischen distanzierter Beobachtung und alarmiertem Schnappatmen verringert sich. Beides dreht sich im Kreis wie Doppelsterne kurz vor der Kilonova, und kaum jemand im Einzugssektor kann sich da heraus halten. Das wiederum macht es leicht, die eigentlichen Aufgaben hinter schwachsinnigen Parolendreschereien verschwinden zu lassen.

Wohltuend allein ist dabei der Common sense in der Wissenschaft: nicht der politische, sondern der übers eigene Schaffen. Man arbeitet an den Themen und publiziert methodisch abgesichert, rationalisiert durch eingespielte Vorgänge von Kontrolle, Selbstkontrolle und dem großen Glück, etwas zu etwas Größerem beigetragen zu haben. So sagen es mir einige. Denn noch ist da keine totalitäre putinistische Mördergrube, in die die Unangenehmen geschubst werden würden. Zumindest solange nicht, bis sich die Wissenschaft durch ihren anmaßend-fundamentalisierenden Nachwuchs mit Palästinensertüchern nicht selbst dahingebracht hat, im totalitären Diversifikationsdelirium den Zustand brutal durchgesetzter «Gerechtigkeit», den Überwachungsstaat als Zwangsfolge, zu implementieren, der nötig wäre, um ihren Vorstellungen einer binären Ordnung selbstgefälliger Autokratie angemessen Rechnung zu tragen. Denn darauf läuft ja auch jene BDS-injizierte, cancelkulturalisierende Radikalgärtnerei hinaus. «Fühl dich gefälligst gleichbehandelt, oder verrecke.» Damit ist kein demokratischer Staat zu machen. Leider. Verschenktes Potenzial. Auch irgendwie triebgesteuert, das Ganze.

Und zu allem Übel jetzt auch noch die sich selbst autoritär gestrickte-strickende Queen Kurzrock, Mao Oskarchens Viererbande in Person, die bereits die SED-Nachfolgeorganisation versklavt hatte und dann beleidigtleberwurstig ihr eigen Ding dahinfantasierte: mit Erfolg, was zeigt, wo wir Mitbürgen und Bürger hierzulande gerade unterwegs sind. Es kann einem derzeit schon speiübel werden. An allen Stellen fehlt eben die Nachdenklichkeit. Die Geduld, die es braucht, Demokrat zu sein, ist kaum jemand bereit, aufzubringen. Sie ist aber nicht verschwunden. Sie ist zu leise. Sie passt nicht in den schalldichten Raum der Ideologien, in dem Lautstärke über alles auf der Welt geht. Sie ist auch nicht in den Gerichten zuhause, vielmehr im Vorrechtlichen. Was der Kosmos im Zwischen aller Schreiereien ist, die niemand hört, niemand liest, niemand lesen kann oder will. Im marginalisierten Kleinen, aber auch im zurecht stilisierten Großen, wie unserer gigantisch-schönen Gesetzesprosa namens Grundgesetz. Nicht vollkommen und damit ein Spiegel unseres Menschseins. Aber am Menschlichen und Mitmenschlichen orientiert. Sie ist im Menschlichen, im Vorparteilichen, wenn wir uns die Türen aufhalten, ohne zu wissen, wem wir «zugehörig» oder «hörig» sind, sondern nur lächelnd damit ermöglichen, nicht nur allein weiter zu kommen. Es braucht Sensoren, das zu spüren und Zeit, zu lesen und zu durchdenken, was wir Demokraten sind, was Demokratie ist. Und was sie nicht ist und niemals sein sollte nach all diesen Toten in den Kriegen für andere, Habgierige, meist männliche Egoisten, Egomanen, Todessehnsüchtige und trotzdem Angsthasen wie Putin, Xi, Assad und all‘ ihre verfluchten Vorfahren.

Hoffentlich knirschen den Freisitzfaschisten die Kiefer angesichts der wunderbaren Zusammenspiele unserer bunten Nationalmannschaft. Das Turnier ist eröffnet, gewonnen. 5:1. Ein Märchen brauchen wir indes nicht. Und völlig lösgelöst zu sein? Na ja, Major Tom traf immerhin selbstbestimmt eine Entscheidung. Aber nicht die richtige, möchte man meinen. Es braucht immer mehr als nur Todessehnsucht. Es braucht uns! Lebend.