Fiktionsrepublik Deutschland

Heute kam mir zu Ohren, dass in einer kleinen Stadt, die in einem nicht sonderlich bedeutenden Talkessel im Bundesland liegt, aus dem ich stamme, folgende Mär kursiert: Die Familie des Kanzlerkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen bauten in Dänemark ein Kernkraftwerk. Diese surreale Geschichte verbreitet sich dort via Pizzeria. Ich weiß nun nicht, wer der Inhaber dieses Restaurants ist. Ich habe zudem im Netz bislang keine Spuren dieser Geschichte finden können. Aber das ist faszinierend. Während Drohnen Einrichtungen der Bundeswehr ausspionieren und aufgrund von technischen Besonderheiten nicht zu stören sind, kursieren derartig schrille Gerüchte.1

Tausende Fake-Accounts versuchen, die Meinung der Bürger:innen zu beeinflussen.2 Wir wissen längst, woher das alles kommt. Währenddessen geben noAfD und noBSW die Putin-Versteher und agieren von innen als Verräter der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Ich frage mich, was wir noch alles erdulden müssen, bis wir endlich mal verstehen, dass wir echte Probleme haben. Und ja, auch die Immigration ist ein Problem. Aber zur vernünftigen Bearbeitung und Erarbeitung von menschlichen Lösungen (schneller Arbeit ermöglichen, einheitliche Datenbestände usw.) kommt es nicht mehr.

Währenddessen fiktionalisieren Feinde unsere Alltage, und die Gutgläubigen verkriechen sich in ihre Angstkokons und bemerken nicht, dass ein Weiterso an den Abgrund führt. Und sie bemerken nicht, dass die Rattenfänger ihnen suggerieren, sie könnten immer so weiter Sprit verbrennen, um nur ein Beispiel zu nennen für die fehlgeleitete öffentliche Aufregung. Das Ende vom Lied kennen wir. Dexit schafft Armut und Isolation. Dann bauen wir weiter Autobahnen, und am Ende wird irgendeine Bevölkerungsgruppe zum Sündenbock gemacht und ermordet. Ja, so drastisch sieht das Ende aus, wenn die noAfD regieren sollte. Und was das noBSW produziert? Na ja. Leute, kommt zur Vernunft! Euer Leben, Eure Freiheit steht auf dem Spiel.

  1. https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/drohnen-spionage-husum-100.html ↩︎
  2. https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/desinformation/desinformation-russlands-angriffskrieg.html ↩︎

EM, EU, Wahl und Wettbewerb

Dieses Turnier kommt zur richtigen Zeit. Es stecken einem die Wahlergebnisse aus der Woche davor in den Knochen. An Prozenten 16 gewann die AgD. Das ist eine Menge, und in der Verteilung auf die Bundesländer wundert es niemanden, dass gerade unsere östlichen Federal fellows einmal mehr gezeigt haben, an welcher Stelle ihr politisches Herz schlägt. Doswidanja. Und es ist bedauerlich, dass dort Andersdenkende sich noch bedrohter fühlen müssen. Einer braunen Mitte, deren Wahlmotivation mittlerweile völlig unerheblich ist, sei’s gedankt. Wir werden es erleben. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass die Übergriffe auf Menschen anderer Hautfarbe zunehmen werden.

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Das Gerede über Intelligenz

Intelligenz kommt weder von Intel noch von Microsoft, Google oder OpenAI. Viele Menschen scheinen das derzeit gern zu vergessen, aus welcher Motivation heraus auch immer. Es wird beispielsweise sehr viel über das Sprachmodell GPT der Firma OpenAI gesprochen. Ein Teil der Debatten kehrt sich dann immer wieder in seltsame, bisweilen esoterische Richtungen: Es wird der Stand des Machbaren mit dem Denkbaren verwechselt. Da wir weder auf dem Wüstenplaneten zu Zeiten des Mua’dib leben, als die Menschheit nach Beschluss die «denkenden» Maschinen zum Teufel gejagt und den Adel sowie die Religion wieder eingeführt haben, noch im heutigen Los Angeles, in dem kein Blade Runner zur Tyrell Corporation fliegt, um an zweifelhaften Subjekten den Voight-Kampff-Test durchführt, gilt das, was jetzt noch Schwerkraft ist: Maschinen haben weder Bewusstsein, Verstand noch Intelligenz.

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Süchtig nach Autokraten

Wir werden es noch klarer sehen. Sie war keine Alternative, selbst wenn ihre private Serverei nicht wirklich dazu taugen sollte, eine Präsidentschaftskandidatin in den USA zu desavouieren. Auch die horrenden Honorare, die sie einstrich, eigneten sich nicht, um Hillary Clinton zur nichtwählbaren Figur zu kneten. Der Grund liegt woanders: Sie war schlicht zu zeitgenössisch-amerikanisch. Nämlich eine Seite der US-Medaille. Von Establishment will man gar nicht schreiben, denn die polternd sexistisch-chauvinistische Scheinalternative auf der anderen Seite gehört schließlich auch dazu. Die charakterlose Unperson dieses tumben, despotischen Immobilienfuzzis ist nicht dazu angetan, dieses Land zu retten, denn, das muss leider konstatiert werden: Amerika ist nicht zu retten. Es hat lediglich ein weiteres Mal auf seine recht merkwürdige Weise gewählt und wird exakt den Präsidenten bekommen, den es von Herzen begehrt. Natürlich zum Leidwesen derer, die mehr als nur double digit IQs besitzen und eher humanistisch-europäischer Prägung sind.

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Die offene Gesellschaft zum Abschuss freigegeben?

Es ist immer wieder eine Freude, aktiven Studierenden bei ihrer Arbeit helfen zu können. Yassin Safidine hat eine schöne Webseite zum Thema Überwachung mit Blick auf Ausstellungen des Karlsruher ZKM im Rahmen der Globale aufgesetzt (http://safidine.wix.com/global-control). In diesem Zusammenhang hat er mich mit seinen Fragen angeregt, mal wieder über ein Dauerbrenner-Thema nachzudenken: die globale Überwachung. Es gilt, so mein Fazit, weiter die Devise #resist! Wir müssen die Vorstellung von einer offenen Gesellschaft anstreben, gestalten und diese auch vor Feinden aus verschiedenen Lobbies schützen.
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Sprachlos im Status quo

Textstelle [1]: Wer gibt den Ausgegrenzten auf der Flucht eine Stimme? Klaus-Michael Bogdal konstatiert in seiner 2011 erschienenen literaturwissenschaftlichen Studie über die „Erfindung“ der Zigeuner, dass eine gewisse Form von Historizität und Bedeutung erst mit einer eigenen Sprache zugestanden wird. Das jedoch haben die flüchtenden Menschen in Not heute nicht, da sie aus ganz unterschiedlichen Staaten stammen und nicht mit „einer Stimme“ reden. Damit wird diese Sprachlosigkeit auch zur Waffe für diejenigen, welche versuchen, jene Menschen durch nautische Metaphern zu dehumanisieren.
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Zwiebelhäute der Unfreiheit

Wollen sie in einer Gesellschaft leben, in der Ihnen Haushaltsgeräte, etwa eine elektrische Zahnbürste, diktieren, wie lange sie putzen oder sonst etwas tun müssen? Sie können einwenden, man müsse nicht auf das kleine, scheinbar hilfreiche Feature achten, das im Falle des Geräts, das der Autor verwendet, alle 30 Sekunden vibriert und nach nur zwei Minuten mit einem etwas längeren Endrüttler zu verstehen gibt, dass man sein Soll erfüllt habe. Abgesehen davon, dass es sicher sinnvoller gewesen wäre, die Entwicklung kluger Akkus zu forcieren, als ein solches Gimmick einzubauen, ist das Ignorieren derartiger Gängeleien sowieso nur mit wenig Erfolg beschieden. Sie werden, da gehe ich jede Wette ein, unter solchen Putzbedingungen konditioniert, kontrolliert, strukturiert. Der Schreiber hier weiß, wovon er schreibt. Und wird wieder einmal an das kleine Foucaultsche Einmaleins der Disziplinar- und an Deleuzes Kontrollgesellschaft erinnert.

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