Von Frisören und Texten

Debatten über Journalisten und ihre Arbeit sind mir spätestens seit den unsinnigen Injurien der aluhütigen Rechtsaußenfraktion zuwider. Viele Menschen verstehen nicht, was Journalisten machen. Klischees in Hollywood-Filmen tragen ihren Teil dazu bei, dass diese Berufsgruppe zusehends in Verruf gerät. Überhaupt: Die Journalistin oder den Journalisten gibt es nicht im Kollektivsingular. In diesem Textchen denke ich als Ex-Journalist darüber nach, was denn den Unterschied zwischen den Menschen aus der Redaktion und anderen Schreibern, vielleicht denen, die sich auf Microblogging-Seiten auslassen, ausmacht.

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Zerbrochene Bilder

Celluloid Crazy

Das Jahr nimmt seinen Lauf, und die Unvernunft scheint gleichfalls zu grassieren. Urlaubsstimmung. Nimm den Leuten ihre Gewohnheiten, und sogleich steigen die Aluhüte maskenlos in ihre Fahrzeuge, machen mobil und gehen ungeschützt auf die Straßen Berlins. Geschätzte 500.000 sollen es heute werden.* Sie beschwören mit ihren schwarzweißroten Fahnen die zurecht untergegangenen Kaiserreiche des Unrechts. Und sie bemerken nicht, wie das sehnlichst herbeigewünschte System sie selbst ab- und verspeisen wird in und mit legitimationsloser, unkontrollierter Gewalt. Hatten wir doch schon alles. Trotz Hut vor Kollektivsingularen: Man wird den Eindruck nicht los, als seien dies die zappelig-halbtrotzigen Manifestationen eines unterschwelligen Todestriebs, der Demokratien inne zu wohnen scheint. Ist das zynisch? Übertrieben? Was machen siebzig Jahre Frieden mit einem Teilchen der Menschen hierzulande? Was da zu sehen ist, ist schwer erträglich und erinnert an die netten Menschen mit den lustigen Bemalungen und Kleidern, die in «Mars Attacks» oder «Independence Day» die scheinbar friedlichen Aliens erwarten: Halb-Nazi-Lemminge im hirnlos-impfgegnerischen Wohlstandsfett. Dabei zerbrechen beinahe die Bilder von einer friedlichen Gesellschaft, die durch die Freiheitlich-demokratische Grundordnung (FDGO) eigentlich den besten nur denkbaren Kitt, Halt und Freiheitsgaranten bekommen hat, der nach der Zeit des Faschismus vorstellbar war. Das Jahr nimmt seinen Lauf, das Virus auch. Wir werden es sehen.

Update, 03.08.2020: Lustige Zahlenräume 20k? 1,3 Mio? Liebe Fakeburger, wenn Ihr Euch mit Gouda zudeckt, seid Ihr vor Erd- und Luftbestrahlung sicher und auch vor zu wenig Anteilnahme. Emmentaler oder Leerdamer tun’s auch. Die Scheiben sollten ca. 5 Millimeter dick sein. Dann erst hilft der Cheese Shield. Bitte vorher auf jeden Fall mit Bio-Remoulade einreiben. Für diejenigen, welche den nicht brauchen, stehen die Infos hier: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-demo-berlin-109.html.

Weniger erregend

Kein Frosch in der Maske. Foto: © Matthias Kampmann, 2020

Die Nichtraucher echauffierten sich über all diese Kippen im Grün. Das Ordnungsamt recherchierte die Schuldigen von wilden Müllplätzen. Und was sonst noch alles in der alten Welt vorkam, blieb niemandem verborgen, und man konnte bisweilen nur den Kopf über die Ignoranz der Bürger*innen schütteln, die Wege verschmutzten. Und die Hunde erst. Besser: der Hundekot. Ja, das waren gute alte Zeiten, in denen Aufreger über die Schmutzfinken noch solche waren. Mit Vergnügen und Wehmut erinnern wir uns an die kotgefüllten Plastiktüten, die von Hundebesitzern am Wegesrand liegen gelassen wurden. Und als Hundebesitzer fragte ich mich, warum man das nicht mitnehmen konnte. Und heute? Heute verlieren die Aluhüte nicht nur Kopf, Contenance und Verstand, sondern auch ihre Masken. Und wahrscheinlich nicht nur die. Und die liegen mittlerweile überall in den Anlagen. Ich frage mich, ob unter den Maskenwegwerfern auch Hundehasser sind. Oder Wildmüllkippenbauer. Und was sagt mir das, dass ich das frage? Aber möchte ich eine Antwort? Ist das das neue Normal? Was normal ist: War es früher kacke, den Kot liegenzulassen, ist es heute Mist, die Masken überall fallen zu lassen. Daran ändert selbst ein aggressives Virus nichts.

Die Gegenwart: eine Groteske

Dystopia in Ratisbon

Geistertag zwei. BVB gewinnt wieder und wird sich von Götze trennen. Währenddessen pustet Thüringen bald jegliche Vorsicht in die Winds of Change. Und Meister Ramelow kraxelt über sieben Karat schwere Brückenpfeiler am Rande staatlich verordneten Föderalwahnsinns. Ich ziehe mir eine Plastiktüte über den Kopf. Dann bekomme ich nichts von der verseuchten Atmosphäre da draußen mit.

Übrigens wechselte ich 2014 von WordPress nach Drupal, weil der Blog vor lauter Müll von draußen nicht mehr zu pflegen war. Heute habe ich Gantz: O gesehen. Gegenwärtig helfen Dystopien. Als wäre die Gegenwart etwas anderes.

Nee, nicht «Hallo Welt!»

«Willkommen bei WordPress. Dies ist dein erster Beitrag. Bearbeite oder lösche ihn und beginne mit dem Schreiben!» Das ist nun passiert. Heute, am Feiertag des 21. Mai 2020, Christi Himmelfahrt, stellt weisskunst.de seinen Webdienst um. Drupal 7 wird in den Ruhestand verabschiedet, und nach geschätzten sieben Jahren kehren wir wieder zu WordPress zurück. Ich hoffe, Sie haben weiterhin Vergnügen an dieser Bleiwüste.

Mit den besten Wünschen für einen schönen Feiertag und ein angenehmes, verlängertes Wochenende

Matthias Kampmann

Pünktlichkeit und Freundlichkeit

Hier ein Nachtrag zum Beschwerdebrief vom vergangenen Freitag. Es geht wieder einmal um die Linie 31, wieder einmal um den Bus, der normalerweise 7.51 Uhr abfährt, wieder einmal um einen Bus der Deutschen Bahn, wieder einmal um das Fahrzeug mit dem Kennzeichen R-BO 234, möglicherweise um denselben Fahrer wie Ende letzter Woche. Dieses Mal fuhr der Fahrer mit drei Minuten Verspätung die Haltestelle erst gar nicht an.

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Pünktlichkeit ist eine Zier …

Offen gestanden mag ich Beschwerden nicht. Das liegt vielleicht daran, dass ich so viele Jahre als Kunstkritiker gearbeitet habe und das Beschweren in etwa die Funktion inne hat, wie die Luft, die wir atmen. Meistens bemerkt man sie nicht, aber ohne sie geht es nicht. Sie ist der Hintergrund, die Energiequelle, mit der wir alle Prozesse in Gang halten. Wenn ich mich nicht im geistigen Back-Office über schlechte Kunst beschwere, warum sollte ich dann ein negatives Wort darüber verlieren? Nun gut, ich glaube, ich kenne mich mit Beschwerden aus. Nachdem mir gestern der Bus vor der Haustür und Nase davon gefahren war — natürlich ohne Not –, konnte ich nicht anders: Ich habe mich mit nachstehendem Brief beim RVV beschwert. Erst wollte ich einen eigenen Text daraus stricken. Nun aber mache ich den originalen Wortlaut (mit ein paar sprachlichen Verbesserungen) hier öffentlich.

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Sprachtagebuch, 5. Dezember 2018

„Ich würde sagen.“ Jemand sagt also nicht, sondern sagte etwas, wenn die Umstände danach wären. Ganz gleich, welchen Sender man einstellt, es begegnen den Hörer*innen immer wieder diese Aussagen. Dabei meinen die Sprecher*innen doch eigentlich, dass sie das danach Folgende so auch meinen. Wie sieht es im Maschinenraum der Sprache diesbezüglich aus? Hierzu lesen Sie nachfolgende Anmerkungen.

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